Samstag, 2. Oktober 2010

Kann mir mal eben einer das Wasser reichen?

Mit anderen zu frühstücken ist gut für die soziale Entwicklung. Man spricht zwangsläufig miteinander, wenn alle an einer Tafel sitzen und die beliebten Mini-Salamis genau in der Mitte platziert sind. "Kann mir mal eben jemand die Salami geben?" Klar! Vor allem die in der Mitte sitzen und vor lauter hin und hergereiche selbst fast nicht zum essen kommen, sind nach einiger Zeit weniger kommunikativ.
Ich persönlich bin gern irgendwo am Rand, ich möchte den Kindern ja bei dem pädagogischen Angebot nicht im Wege sitzen. 
Außerdem bin ich Vegetarierin. Man kommt also ins Gespräch. Über Trecker, Transformers und das Kinderprogramm von SuperRTL. Ich tue manchmal so, als ob ich wüsste worum es geht, aber bei tiefgreifenden Fragen fliege ich schnell auf. Auch auf die Frage, ob ich gestern nicht "den Dieter" geguckt hätte, muss ich verneinen und am Ende ist es so, wie es ist. Dreijährige wissen über unser derzeitiges Fernsehprogramm eindeutig besser bescheid als ich.
Dafür kann ich das Obst und Gemüse, dass auf dem Tisch steht unterscheiden. Gerade will ich mich pädagogisch am Gespräch beteiligen und fragen "Kann mir mal eben jemand die Tomaten geben?", da fällt mein Blick auf einen Jungen, der mir zuvor kommt und sagt:
"Guck mal, ich hab jetzt 'nen Wackelzahn!" Und da sowas nie bis nach dem Essen warten kann und es den Kindern natürlich aus ganz organischen Gründen  auch während des Essens einfällt, schaue ich zu wie dem kleinen Paul eine bereits gekaute, aber noch nicht hinuntergeschluckte Tomate samt Kernen und Flüssigkeit aus dem Mund tropft, während er stolz mit dem Finger an seinem Zahn wackelt. Ich greife nach einem Stück Käse und nicke freundlich. "Das ist ja toll," sage ich. Appetit auf Tomaten habe ich keinen mehr, aber ich weiß, dass Paul sowieso gewusst hätte, was Tomaten sind.

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